Kulturveranstaltungen

Antifaschistische Fibel

Antifaschistische Fibel Walter Reuter

Mitten im Spanischen Bürgerkrieg veröffentlichten die Behörden der Republik die Cartilla Escolar Antifascista, ein Bildungsprojekt, dessen Hauptziel es war, den Analphabetismus unter den Soldaten an der Front zu bekämpfen. Dieses Lehrhandbuch war von der reformpädagogischen Bewegung inspiriert, die Ende des 19. Jahrhunderts nach Spanien gekommen war und die damalige Bildungslandschaft stark beeinflusste. 


Die Cartilla sollte nicht nur die Soldaten alphabetisieren, sondern ihnen auch antifaschistische und republikanische Werte vermitteln, um so der franquistischen Propaganda entgegenzuwirken. Das grafische Design des Handbuchs stammte von Mauricio Amster, einem talentierten polnischen Designer, der in Lemberg (heute Lwiw, Ukraine) geboren und 1930 nach Spanien ausgewandert war. Amster schuf eine moderne und zugängliche Ästhetik, die den didaktischen Zielen des Projekts entsprach. 

Zur Ergänzung des visuellen Inhalts arbeitete Amster mit dem deutschen Fotografen Walter Reuter zusammen, der nach der Machtergreifung Hitlers nach Spanien geflohen war. Reuter, ein gebürtiger Berliner, hatte mit seiner Kamera die raue Realität des Krieges und die politischen Spannungen jener Zeit eingefangen, und seine Fotografien wurden in der Cartilla verwendet, um den Soldaten eine kraftvolle visuelle Wirkung zu bieten. Beide Künstler, vereint in ihrem Widerstand gegen den Faschismus und ihrem Engagement für die republikanischen Ideale, gingen nach Francos Sieg 1939 getrennte Wege. Mit der Errichtung der Diktatur sahen sich viele republikanische Intellektuelle und Künstler gezwungen, ins Exil zu gehen. 

Mauricio Amster wanderte nach Chile aus, wo er eine herausragende Karriere als Buchdesigner und Typograf fortsetzte und eine Schlüsselrolle in der Entwicklung des Grafikdesigns in Südamerika einnahm. Walter Reuter hingegen ging nach Mexiko, wo er sich als einer der Pioniere des modernen Fotojournalismus etablierte. In seiner neuen Heimat dokumentierte Reuter weiterhin die gesellschaftliche und politische Realität und hinterließ ein bedeutendes fotografisches Erbe, das sowohl den Alltag als auch die großen historischen Ereignisse seiner Zeit umfasste. Beide Schöpfer hielten ihren antifaschistischen Geist durch ihre Kunst lebendig, und obwohl sie nach dem Spanischen Bürgerkrieg unterschiedliche Wege gingen, bleibt ihr Beitrag zur Kultur und zum historischen Gedächtnis des antifaschistischen Kampfes in ihren jeweiligen Bereichen unvergessen. 

Zur Eröffnung die am kommenden Mittwoch, den 4. Dezember, um 19:00 Uhr stattfinden wird, nehmen die Kuratoren Juan Manuel Bonet, ehemaliger Direktor des Institut Valencià d'Art Modern (IVAM) in Valencia und des Museums Reina Sofía in Madrid, sowie einer der bedeutendsten Kenner der spanischen Avantgarde, gemeinsam mit Michel Lefebvre Peña und Aku Estebaranz teil.

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