Etwa 40% der Spanierinnen und Spanier waren in den 1930er Jahren Analphabeten. Ihrem humanistischen Ideal folgend, unternahm die 2. Republik enorme Anstrengungen, um die Bildung auch in die unteren Schichten zu tragen. Der Versuch, den analphabetischen Soldaten mit der Antifaschistischen Fibel Lesen, Schreiben und die Grundrechenarten beizubringen, war bis zu Francos Sieg 1939 eine der letzten Initiativen einer Reformbewegung, die um 1870 begonnen hatte. Till Kössler, Professor für Historische Erziehungswissenschaft an der Universität Halle-Wittenberg, forscht zu Pädagogik und Kindheit in Spanien. Er ist Autor von Kinder der Demokratie: Religiöse Erziehung und urbane Moderne in Spanien, 1890-1936.
Ferran Ferrando und Till Kössler, Experte für die Geschichte der Erziehung in Spanien, sprechen über die Bedeutung dieses Projekts und seinen historischen Kontext.
Till Kössler wurde 2003 an der Ruhr-Universität Bochum mit der Dissertation über die „Geschichte des Kommunismus in der Bundesrepublik Deutschland“ promoviert. Anschließend war er bis 2011 wissenschaftlicher Assistent am Institut für Geschichtswissenschaften der Ludwig-Maximilians-Universität München und habilitierte sich 2011 mit einer Schrift über das Thema „Kindheit und Gesellschaft in Spanien vor dem Bürgerkrieg“. Ab 2011 lehrte er als Professor für die Sozialgeschichte des Aufwachsens und der Erziehung an der Universität Bochum. Seit 2018 ist er Professor für Historische Erziehungswissenschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg