In eleganten Verschlingungen erzählt »Austral« von Geschichte und Gegenwart Lateinamerikas – und von den Europäern, die hier den Kontinent ihrer Theorien und Träume, ihrer Delirien und Irrwege entdeckten.
Es beginnt mit einer Rückkehr und einem rätselhaften Manuskript: Julio hat die Schriftstellerin Aliza seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen. Und doch soll gerade er, ein Costa Ricaner, der schon lange in den USA lebt, nach ihrem Tod entscheiden, was mit Alizas letztem Buch geschieht.
Gebannt und bald nicht mehr nur lesend folgt Julio den Fährten, die er in dem Manuskript zu erkennen glaubt. Seine Suche gerät zur Reise quer durch Lateinamerika und tief hinein in die Geschichte: von der völkischen Kolonie Nueva Germania in Paraguay, gegründet von Elisabeth Förster-Nietzsche, über einen indigenen Stamm im Amazonas, der mitsamt seiner Sprache ausgelöscht wird, bis hin zu den Bürgerkriegen in Guatemala und Nicaragua, die europäische Rucksacktouristen und Hippies hautnah miterlebten – auch Aliza.
»Austral« ist literarische Spurensicherung und Expedition zugleich: Carlos Fonseca entfaltet einen Echoraum, in dem sich historische und fiktive, aber immer wahre Geschichten kreuzen – über den Süden als Ort europäischer Faszinationen, Enttäuschungen und Ausbeutungen.
Carlos Fonseca (1987, San José/Costa Rica) wuchs in Puerto Rico auf, promovierte bei Ricardo Piglia in Princeton und lehrt lateinamerikanische Literatur an der Universität Cambridge. Im Jahr 2021 wurde er von der Zeitschrift Granta zu einem der 25 wichtigsten jungen Schriftsteller der spanischsprachigen Welt gewählt. Austral ist Fonsecas dritter Roman, der u. a. ins Englische und Französische übersetzt wurde, und seine erste Veröffentlichung auf Deutsch.