Der Franquismus als »emotional regime«
Birgit AschmannMit welchen Mitteln regieren Diktatoren? Zu ihren Herrschaftstechniken gehören nicht nur politische oder militärische Maßnahmen. Vielmehr herrschen sie auch durch ein „emotionales Regime“. Mit dem Vortrag wird der Versuch unternommen, die Strategien und die Entwicklungen der Franco-Diktatur besser zu verstehen, indem ihre Emotionspolitik in den Blick genommen wird. Zunächst geht es darum, die Bedeutung herauszuarbeiten, die der „Faktor Gefühl“ für den frühen Franquismus hatte. Dabei wird sich zeigen lassen, dass die Beobachtung und Instrumentalisierung von Emotionen ein fester Bestandteil des franquistischen Repressionssystems waren. Die gefühlsmäßigen Einstellungen zum Kommunismus wurden als besonders aussagekräftiger Gradmesser für die Integrationsfähigkeit von Bürgerkriegsgefangenen in den franquistischen Staat angesehen. Die rigide Emotionspolitik wich am Ende der Franco-Zeit einem durchlässigeren Regime. Aber die frühen emotionalen Erfahrungen waren von lang anhaltender Wirkung.