Die Übersetzerschule von Toledo - Mythos oder Realität?
In den wichtigsten Jahrhunderten des Mittelalters ereignete sich in Kastilien ein Phänomen von außerordentlicher kultureller Bedeutung. Unter der
Schirmherrschaft der Erzbischöfe von Toledo wurde eine ganze Reihe von Werken aus der arabisch-islamischen Tradition ins Lateinische und später ins
Kastilische übersetzt. Um dieses Ereignis herum entstanden stereotypische Sichtweisen, welche dazu beigetragen haben, die Realität der Geschehnisse zu verzerren. Eine davon wäre die Existenz einer mehr als fragwürdigen Übersetzerschule, welche diese Arbeiten als Ausdruck einer beispielhaft, charakteristischen Gesellschaft des harmonischen Zusammenlebens der “drei Kulturen” (Christentum, Islam und Judentum), veranlasst hätte.
Carlos de Ayala Martínez promovierte 1985 in mittelalterlicher Geschichte an der Autonomen Universität Madrid und erwarb 2006 einen Master-Abschluss in Kirchenstudien an der Päpstlichen Universität Comillas. Derzeit ist er Professor für mittelalterliche Geschichte an der Autonomen Universität Madrid. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Monarchie, die Kirche und die Legitimation
politischer Macht im iberischen Hochmittelalter sowie Königtum und Regierung im mittelalterlichen Kastilien, militärische Orden, der Heilige Krieg und Kreuzzüge auf der iberischen Halbinsel. Zu seinen Veröffentlichungen gehören die Bücher Sacerdocio y reino en la España Altomedieval. Iglesia y poder político en el Occidente peninsular, siglos VII-XII (2008), Órdenes militares, monarquía y espiritualidad militar en los reinos de Castilla y León (siglos XII-XIII)(2015), El pontificado en la Edad Media(2016), und Ibn Tumart, el arzobispo Jiménez de Rada y la "Cuestión sobre Dios" (2017). Zudem beteiligt er sich an der Herausgabe der Zeitschrift zur Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnisse Al-Andalus y la Historia.