Die Buchvorstellung von Antonio Muñoz Molinas Roman ist Teil des umfangreichen Kulturprogramms, das unter dem Motto Sprühende Kreativität für die Frankfurter Buchmesse 2022, deren Ehrengast Spanien ist, konzipiert wurde.
Handwerker beaufsichtigen, die Wohnung einrichten, mit dem Hund die Stadt erkunden: Voller Vorfreude erwartet ein Mann die Ankunft seiner Frau in Lissabon. Während Cecilia, eine Forscherin, die Verlegung ihres wissenschaftlichen Projekts vorantreibt, organisiert er den Umzug. Das Paar, so erfahren wir aus seiner Schilderung, lässt ein Leben in New York hinter sich, das durch die Ereignisse des 11. September nachhaltig erschüttert wurde. Umso verheißungsvoller scheint die Zukunft in einer hübschen Wohnung und einem ruhigen Viertel der südländischen Stadt. Doch je länger der Mann wartet und aus der gemeinsamen Vergangenheit erzählt, desto mehr drängt sich ein Verdacht auf, der seine friedlichen Routinen und die idyllische Ruhe in ein anderes Licht rückt. Mit »Tage ohne Cecilia« ist Antonio Muñoz Molina ein spannendes psychologisches Kammerspiel gelungen: Sein Roman zeigt eindringlich, wie Erinnerungen und Angst unser Erleben bestimmen – und wie unsere Realität bei näherer Betrachtung dem nicht standhält, was wir uns über unser Leben einreden.
Antonio Muñoz Molina, 1956 im andalusischen Úbeda geboren, zählt zu den wichtigsten Gegenwartsautoren Spaniens und hat mehr als ein Dutzend Romane veröffentlicht, darunter »Die Augen eines Mörders« (1997), »Die Nacht der Erinnerungen« (2011), »Schwindende Schatten« (2019) und »Gehen allein unter Menschen« (2021). Sein belletristisches Werk wurde vielfach ausgezeichnet, so gleich zwei Mal mit dem spanischen Staatspreis für Literatur. 1995 wurde er in die Königlich Spanische Akademie für Sprache und Dichtung aufgenommen, 2019 ins Präsidium des Museo del Prado.
Florian Borchmeyer, geboren 1974 in Wasserburg am Inn, studierte Literaturwissenschaft in Berlin, Havanna und an der Université de la Sorbonne Nouvelle. Der Filmregisseur und Fernsehautor wurde 2006 für seinen Dokumentarfilm »Havanna - Die neue Kunst, Ruinen zu bauen« mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet. Von 2011 bis 2019 war er leitender Dramaturg an der Schaubühne und ist auch als Literaturkritiker für die Frankfurter Allgemeinen Zeitung tätig sowie für die Auswahl des Internationalen Programms beim Filmfest München verantwortlich und lebt in Berlin.