Lina Meruane: Rot vor Augen

Dieses Café literario widmet sich dem vierten Roman der gefeierten chilenischen Schriftstellerin Lina Meruane: Sangre en el ojo (Rot vor Augen in der von Susanne Lange, 2018 erschienenen Übersetzung). Eine an Diabetes erkrankte, in New York lebende chilenische Alademikerin und Schrifststellerin -deren Personalien mehrfach die der Autorin sind – erblindet plötzlich in Folge ihrer Krankheit. Dieser nicht ganz unerwartete Schicksalsschlag, der voller Schmerz, jedoch nicht ohne Humor, beschrieben wird, verändert ihr ganzes Leben. Ungern, oft wütend muss sie lernen, mit ihrem Blind- und Abhängigsein -von anderen, insbesonders von ihrem liebenden Freund und Blindenführer Ignacio- umzugehen. Der Text fasziniert durch die messerscharfe Präzision der Beschreibung von Krankheit, Liebesbeziehung, Mitmenschen und der Darstellung der eindrucksvollen Erinnerungen, Gedanken und Stimmungen einer egozentrischen Patientin, so despotisch wie zerbrechlich, so liebeshungrig wie rücksichtslos. Die kurzen, mit hohem Tempo erzählten Kapitel vermitteln die oft zerstörende, trotzdem lebensbejahende “Ansicht” eines leidenschaftlichen Kampfes um Eigenständigkeit.

Unter der Leitung der Literaturdozentin Raquel García Borsani werden Auszüge gelesen und wichtige Fragen des Romans behandelt und dessen Inhalt, Struktur, Sprache sowie mögliche Interpretationen besprochen, um danach den Dialog zwischen allen Teilnehmenden zu eröffnen. Das “Café Literario”, das sich an alle richtet, die sich für spanischsprachige Literatur interessieren, möchte den literarischen Meinungs- und Gedankenaustausch in Form einer Diskussionsrunde anregen.  Der Abend wird in Spanisch durchgeführt, aber die Teilnehmenden können auch auf Deutsch sprechen. Nach dem Gespräch gibt es die Möglichkeit, sich bei einem Glas Wein weiter auszutauschen.