El acomodador (Felisberto Hernández)

Dieses Café literario beleuchtet eine Erzählung des uruguayischen Autors Felisberto Hernández (1902-1963), ein literarischer Schöpfer großer Subtilität, der mit höchst persönlichen Themen und Stilen aufwartete. Hernández‘  Universum ist mit seinen überraschenden Verlinkungen nahezu als fantastisch zu benennen, in dem „das Seltsame“ aus einer scheinbar naiven Perspektive geschieht und sich über die Wirklichkeit und die alltäglichen Dinge hermacht. Die Erzählerstimmen bedienen sich des Humors und der Erotik, um die Mysterien unseres Lebens, das Bewusstsein und die Illusionen einzukreisen. „El acomodador“ erzählt von den verborgenen Sehnsüchten eines jungen Mannes aus der Provinz, der als Platzanweiser in einem Theater einer „großen Stadt am Fluss“ arbeitet, einer Stadt, deren Geheimnisse  er begehrt, von denen er jedoch nur flüchtig Besitz ergreifen kann.
Die Prosa von Felisberto Hernández, der als Pianist jahrelang Stummfilme in Kinosälen von Städten zu beiden Seiten des Río de la Plata begleitet hat, fokussiert, beschneidet und umrahmt die Fragmente der Wirklichkeit.
So führt er den überraschten und genüsslichen Leser in Großaufnahmen eines beunruhigenden Kosmos aus unvorhersehbaren und extravaganten Wesen ein (ein eifersüchtiger und suizid gefährdeter Balkon; ein Strumpfwarenverkäufer, der in Tränen ausbricht, um seine Ware loszuwerden; ein überschwemmtes und als Schiff befahrbares Haus; eine erotische Dreiecksbeziehung zwischen einem Mann, einer Frau und einer Puppe), Wesen, die jedoch erstaunlich menschlich daherkommen.

Unter der Leitung der Literaturwissenschaftlerin Raquel García-Borsani werden Auszüge aus der Erzählung gelesen. Im Gespräch mit den Teilnehmer*innen werden mögliche Assoziationen und Interpretationen im Vergleich zu anderen Erzählungen und Anekdoten aus dem Leben des Autors ausgelotet. Felisberto Hernández war ein enger Freund der uruguayischen Schriftstellerin Paulina Medeiros, der Großmutter der Leiterin dieser Veranstaltung.