Berliner Rede zur Poesie 2019: Sergio Raimondi. Probleme beim Schreiben einer Ode an den Pazifischen Ozean
Timo BergerIn seiner Berliner Rede geht Sergio Raimondi auf Adornos Forderung nach einer Poesie auf der Höhe des Kapitalismus ein. Er weist diese orderung in einer für ihn typischen gedanklichen Volte als maßlos zurück, da der Kapitalismus seinem Wesen nach mit all seinen globalen Strategien selbst maßlos sei. Muss der Dichter also mit Karten und Statistiken operieren, um angemessen poetisch reagieren zu können? Die Beantwortung dieser Frage, die Raimondi in seiner Rede unternimmt, stellt die Forderung Adornos vom Kopf auf ihre Füße und macht einen ebenso maßlosen Vorteil auf Seiten des Dichters deutlich: Der Kapitalismus ist niemals auf der Höhe der Poesie. Sergio Raimondi (geb. 1968 in Bahía Blanca, Argentinien) gilt seit Erscheinen seines ersten Gedichtbandes „Poesía civil“ im Jahre 2001 („Zivilpoesie“, Reinecke & Voß 2017, übersetzt von Timo Berger) als Erneuerer der argentinischen Poesie. Raimondis Texte sind immer in einem empathischen Sinne politisch. In nur wenigen Versen vermag er es, die Grundsatzfragen der politischen Ökonomie auf eine Scheibe Kastenbrot runterzubrechen. Dabei geht er stets von seiner Heimatstadt Bahía Blanca mit ihrem wichtigen Exporthafen aus.
Seit fast zwei Jahrzehnten arbeitet Raimondi an seinem zweiten Band, ein gewaltiges enzyklopädisches Projekt, das kurz vor seiner Vollendung steht und den Titel „Für ein kommentiertes Wörterbuch“ tragen wird. Über dieses Projekt wird Sergio Raimondi mit Timo Berger am 18.06. im Instituto Cervantes sprechen.