Die Vollkommenheit der kaputten Worte. Poesiegespräch mit Sara Uribe y María Negroni
Zwei
herausragende lateinamerikanische Dichter:innen aus zwei Generationen: Auch wenn die Gedichte der Argentinierin María Negroni (geboren 1951 in
Rosario) und der Mexikanerin Sara Uribe (geboren 1978 in Querétaro) sich stark unterscheiden, stellen sie doch beide ähnliche Fragen. Was bedeutet es heute, ein Gedicht zu schreiben? Mit welchen Mitteln begegnen wir Wörtern, die ja stets auf eine Realität verweisen, wenn eben jene längst brüchig und trügerisch geworden ist? Sara Uribes palimpsestartige Gedichte scheitern immer wieder
planmäßig an sich selbst. Sie entwerfen Szenarien, rufen Erinnerungen
wach und ab und an schmuggelt sich Unerwartetes wie ein Trojanisches
Pferd in die Texte. Subvertiert ein Gedicht sich also selbst, wenn es
mit zu großer Voreingenommenheit geschrieben wurde? Gibt es überhaupt
Gedichte, die sich heutzutage den Diskursen über Identität entziehen
können? Und was sind die realen Kosten der Poesie, wenn eine Dichterin,
um sie zu schreiben, Care-Arbeit delegieren muss? María Negroni treibt ihre Gedichte bis zur äußersten Verknappung,
lädt einzelne Wörter mit verschiedener Bedeutung auf, erzeugt
Synästhesien und stiftet Übersetzungsvorgänge zwischen Theater, Kunst,
Rhetorik und Bildender Kunst. Mit Verweisen auf Da Vinci, Borges und
Pessoa formulieren ihre Verse Pfade in einen Spiegelwald, Bilder, die
einladen, sich darin zu verlieren. Die Veranstaltung wird von Rike Bolte moderiert.